Am kalten Fluss by Keller Julia

Am kalten Fluss by Keller Julia

Autor:Keller, Julia [Keller, Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783442479931
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-08-17T22:00:00+00:00


26

Eigentlich war sie an diesem Abend mit Clay verabredet. Sie wollten nach Blythesburg fahren, dort zu Abend essen und vielleicht anschließend ins Kino gehen – falls ein Film kam, der nicht auf einem Comicheft oder einer alten Fernsehserie basierte.

Aber Bell beschloss, dass sie den Abend lieber allein verbringen wollte. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.

»Fändest du es sehr schlimm, wenn wir unseren Abend in Blythesburg verschieben würden?«, fragte sie.

Sie hatte das Handy auf Lautsprecher gestellt, weshalb Clays Stimme nun durch die ganze Küche schallte: »Kein Problem. Du klingst ziemlich abgekämpft, Süße.«

»Ich hatte heute eine lange Befragung«, bestätigte sie.

Sie hatte kein Licht gemacht, als sie nach Hause gekommen war, und die Dämmerung drang immer weiter ins Innere der Küche vor und ließ den Raum stetig kleiner wirken, wie ein Stück Papier, das man vom Rand her nach innen faltet.

»Stimmt, das hattest du erzählt«, sagte er. »Die berühmt-berüchtigte Familie Doggett. Klingt wie eine Countryband.«

Sie lachte, verriet jedoch keine weiteren Einzelheiten. Wenn er mehr wissen wollte, musste er ihr Schweigen richtig interpretieren, es lesen wie ein Farmer den Himmel, um zu erfahren, wie das Wetter am nächsten Tag wird.

»Scheint nicht gerade ein Spaziergang gewesen zu sein.«

»Nein«, erwiderte sie und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Wendy Doggett ist eine ziemliche Kratzbürste.«

»Ihr Sohn war mit Lucinda Trimble zusammen, also kannte sie das Mädchen wahrscheinlich ziemlich gut«, entgegnete Clay nachdenklich. Bell sah ihn vor sich, wie er mit dem Handrücken gedankenverloren seine linke Wange rieb. »Ein plötzlicher, gewaltsamer Tod ist für niemanden leicht zu verkraften, und manche Leute zeigen ihre Trauer eben nicht so gern«, fuhr er fort. »Weil sie glauben, dass sie sich dadurch eine Blöße geben. Also ziehen sie sich zurück und machen dicht. Werden hart und abweisend.«

»Das ist es nicht bei ihr.«

»Nein?«

»Nein. Sie hat etwas gegen mich persönlich.« Am liebsten hätte Bell noch hinzugefügt: Gewisse Frauentypen können sich gegenseitig nicht ausstehen, was übrigens auch für mich und Maddie Trimble gilt. Wir sind natürliche Feinde, wie Eulen und Krähen. Sie verkniff es sich.

»Verstehe«, sagte Clay. »Also, dann wünsche ich dir einen erholsamen Abend.«

Bell verabschiedete sich und lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück. Mit Clay konnte man reden, und er war flexibel, was die gemeinsame Freizeitplanung anging. Das wusste sie zu schätzen. Sie fragte sich, warum sie ihm nicht von ihrem Besuch bei Doggett Motors und von Matts Ausraster erzählt hatte.

Sie blieb noch eine Weile am Tisch sitzen. Als sie das nächste Mal auf ihre Hände hinunterblickte, konnte sie kaum noch deren Umrisse erkennen. Die Nacht hatte endgültig die Küche erobert.

Abrupt stand sie auf, und noch ehe ihr so recht klar war, was sie tat, ging sie wieder nach draußen zu ihrem Auto, setzte es rückwärts aus der Einfahrt und fuhr zu Edna, wo sie neben dem Haus parkte.

Es brannten keine Lichter im Haus. Die alte Dame schlief bestimmt schon. Die einzigen nachtaktiven Kreaturen in Acker’s Gap waren die Grillen, die im Wald hinter Ednas Grundstück einen Heidenlärm veranstalteten.

Aber Bell war nicht hier, um Edna zu besuchen. Und obwohl auch in der Garage keine Lichter zu



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